Liebe
Leser*innen,
stellen wir uns vor: Ein „Think-Tank“ von Expert*innen hätte den Auftrag, ein ideales Bildungsangebot zu entwerfen, einmal jenseits aller Sachzwänge und mit dem schlichten Anspruch der Exzellenz. Sehr schnell stünden auf dem ersten Flipchart Begriffe wie „Lebensweltbezug“ und „Allgemeinbildung“, „Digitalität“, „Berufsorientierung“, „Nachhaltige Entwicklung“, „Demokratie-Erziehung“ und „Gemeinschaftsbildung“.
Im Ergebnis käme so etwas heraus wie die „Akademie der Spiele“. Kaum irgendwo sonst sind diese Prinzipien so klar repräsentiert und so kunstvoll miteinander verbunden.
Die Akademie der Spiele ist ein ideales Bildungsangebot.
Hier scheint es irgendetwas zu geben, das bleibt, bei genauerem Hinsehen etwas sehr Bestimmtes: Unsere Gastgeberinnen öffnen dem Jahrgang 8 einen Ort, dessen Schönheit sich unmittelbar erschließt und dessen Bedeutung auch 14-jährige Menschen spüren. Ungeheuer engagierte Menschen leiten über eine Woche Workshops und stehen persönlich für eine Sache, die sie auch außerhalb ihrer Vermittlung vertreten. Das thematische Spektrum dieser Workshops verbindet aktuelle Anforderungen, Themen und Notwendigkeiten wie Berufsorientierung und Digitalisierung mit ausgesprochen traditionellen Bildungsinhalten. Unserem achten Jahrgang macht in Sachen Barock niemand mehr etwas vor: Noch nach Wochen grüßen sie einander mit den Gesten des 17. Jahrhunderts. Und das Ganze bekommt das Format offenen und selbst gesteuerten Projektlernens bei gleichzeitiger Orientierung an einem Produkt. Die Abschlusspräsentation muss stehen. Und doch kommt die Lust von innen.
Vom 10. bis 14. Juni 2024 durften 164 Schüler*innen der IGS Roderbruch dieses ideale Bildungsangebot in 15 verschiedenen Workshops genießen. Bei der Abschlusspräsentation am Freitag haben die Zuschauenden einen beeindruckenden Gallery-Walk und eine knackige Bühnenshow erlebt. Das ist die Produktseite.
Mindestens ebenso sehr beeindrucken die pädagogischen Prozesse der Woche. Die Leitenden der Workshops berichten von Schüler*innen, die über sich hinausgewachsen sind, Verantwortung übernommen und an ihrem Thema entlang Teamfähigkeit entwickelt haben. Davor ziehen wir mit barockem Bückling den Hut.
Ein solches Bildungsangebot kommt nicht aus dem Nichts: Wir verdanken es der großzügigen Gastgeberin der Herrenhäuser Gärten, Professorin Dr. Anke Seegert, und der Organisationsleiterin, Christina Fricke – mit Peter Kubik an ihrer Seite. Sie haben unseren Schüler*innen, aber auch den begleitenden Stammgruppenleitungen ein Geschenk von bleibendem Wert gemacht. Mein besonderer Dank gilt auch den beiden Jahrgangsleitern Dominik Hebel und Sebastian Weidemann von der IGS Roderbruch, den Sponsor*innen und Kooperationspartner*innen der „Akademie der Spiele“.
Immer wieder ist die „Akademie der Spiele“ uns nicht nur Beglückung, sondern auch Herausforderung und Anlass zur Nachdenklichkeit. Ideale Bildungsangebote werfen immer auch Fragen auf: Warum trennen wir so oft Leben und Lernen, Arbeit und Schönheit, Gemeinschaft und Leistung, Akademie und Spiel?
Vielen herzlichen Dank aus der IGS Roderbruch!
Matthias Aschern